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Datum:23.10.09
Titel:

Die Menschenrechte aus islamischer Sicht - Veranstaltung im Haus der Religionen vom 22.10.2009 (Bericht)

Link:www.haus-der-religionen.de/node/93
Details:Mit Abdullah Borek gelang es einen erfahrenen und großen Kenner und überzeugten Muslim für die Veranstaltung zu gewinnen. Er ist Träger des Bundesverdienstkreuzes, deutscher Herkunft, katholisch aufgewachsen und mit 20 Jahren zum Islam konvertiert. Er ist Mitglied der deutschen Moslemliga Hamburg. Bis 2003 lebte er in Dubai und anderen Ländern des Nahen Ostens.
Das Thema „Islam und die Menschenrechte“ ist nicht einfach und für außenstehende schwer zu durchschauen. Abdullah Borek vertrat seine Sicht mit großer Kenntnis. Dabei war es ihm wichtig zwischen dem Islam und den Muslimen zu unterscheiden. Er stieß auf ein überwiegend kritisches Publikum.

Wie steht der Islam zu den Menschenrechten? Abdullah Borek stellte einleitend die Entstehung des westlichen Begriffs der Menschenrechte dar. Als Menschenrechte werden subjektive Rechte bezeichnet, die jedem Menschen gleichermaßen zustehen. Das Konzept der Menschenrechte geht davon aus, dass alle Menschen allein aufgrund ihres Menschseins mit gleichen Rechten ausgestattet und dass diese egalitär begründeten Rechte universell, unveräußerlich und unteilbar sind. Die Idee der Menschenrechte ist eng verbunden mit dem Humanismus und der im Zeitalter der Aufklärung entwickelten Idee des Naturrechts.
Während der westliche Begriff also auf einem Naturrecht jeden Individuums beruht, steht beim Islam an oberster Stelle Allah. Dem Wertesytem Mensch stellt der Islam Allah gegenüber. Vom Ansatz her wären beide Systeme nicht auf gleicher Ebene. Der Koran ist für eine islamische Gesellschaft wie ein Grundgesetz.

Aus dem Koran ergeben sich Grundrechte des Menschen wie Unversehrtheit der Person, der freien Wahl des Ortes, Religionsfreiheit, etc.
Die etwa 70 Anwesenden hörten gebannt zu. In der anschließenden Diskussion stand die Rolle der Frau im Vordergrund. Teilnehmer konfrontierten Abdullah Borek mit einem Koranzitat, das die Frau als weniger Wert ansieht, als den Mann wie beispielsweise bei Zeugenaussagen (sinngemäß: Das Zeugnis eines Mannes ist soviel wert, wie das von zwei Frauen, Sure 2,282).
Abdullah Borek widerlegte oder distanzierte sich von dieser Koranstelle nicht. Er meinte, dass in der praktischen Umsetzung bei einem Sharia-Gericht es nicht vorstellbar sei, dass die fachlichen Aussagen einer Ärztin durch die Aussagen eines Mannes, der Laie ist, widerlegt würde. Für etliche Zuschauer wirkte diese Äußerung wie eine Bestätigung der Koranstelle. Abdullah Borek wendete sich auch gegen die Emanzipation der Frau, indem er von einem paternalistischen Verhältnis des Mannes zur Frau sprach. Dadurch solle die Frau geschützt werden.
Eine Teilnehmerin bezeichnete diese Definition als hierarchisch, d.h. die Frau würde eine untergeordnete Rolle zugewiesen bekommen. Ein Blick in die Definition von "paternalistisch" in Wikipedia bestätigt dieses:
„Mit Paternalismus (von lat. pater = „Vater“) wird eine Herrschaftsordnung beschrieben, die im außerfamiliären Bereich ihre Autorität und Herrschaftslegitimierung auf eine vormundschaftliche Beziehung zwischen Herrscher/Herrschern und den Herrschaftsunterworfenen begründet.
Als paternalistisch wird umgangssprachlich auch eine Handlung bezeichnet, wenn sie gegen den Willen, aber auf das Wohl eines anderen gerichtet ist. Ein Beispiel hierfür ist die Anschnallpflicht.“

Der Schluss, dass damit die Ansichten des Islam, wie der Referent ihn vertritt, gegen die Festlegungen im Grundgesetz stehen, liegt nahe. Die Muslime respektieren und befolgen das Grundgesetz, so Abdullah Borek. Daraus könnte wahrscheinlich gefolgert werden, das der Islam gerne ein geändertes Grundgesetz hätte. Ausgesprochen wurde das nicht.
Gerne hätten viele Teilnehmer noch länger diskutiert, wozu die zur Verfügung gestellte Zeit nicht mehr reichte. Die Veranstalter betonten zum Schluss wie wichtig es sei, den Dialog fortzuführen und sich zu respektieren. Beim Schlussapplaus fiel auf, das nicht nur etliche Frauenhände sich nicht rührten.
Aus den Diskussionen nach der Veranstaltung zeigte sich, dass einige Teilnehmer sich in ihren bereits vorher gewonnen Ansichten über den Islam bestätigt fühlten.

Klaus Öllerer
Letzte Änderung: 24.10.2009

Abdullah Borek
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Ungefähr 60-70 Teilnehmer waren erschienen.
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