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Datum:08.05.13
Titel:

Lebensraum-Linden: Ein Kellerversteck in der Stephanusstraße

Link:tiny.cc/wu9qww
Details:Der erste Hinweis kam von Dirk Ihle, dem Koordinator des Netzwerks Erinnerung und Zukunft: Aus Erzählungen seiner Tante hatte er ein paar Anhaltspunkte bekommen, dass eine Jüdin Mitte der 1940er Jahre in einem Kellerversteck in der Stephanusstraße (Linden-Mitte) die Endphase des Dritten Reiches überstanden haben soll. Im Zuge meiner Recherchen konnte ich schließlich ermitteln, um welche Menschen es sich gehandelt hat und was damals geschehen ist.

In dem besagten Kellerversteck hatten drei Personen mosaischen Glaubens Zuflucht gesucht, und zwar die Friseurin Meta Schartenberg (später verheiratete Rathe) mit ihren kleinen Söhnen Günther (*1935) und Wolfgang. Zuvor hatten sie in der Stephanusstraße Nr. 4 gewohnt, wo sie - wahrscheinlich im Oktober 1943 - ausgebombt wurden. Daraufhin sollte die Mutter mit ihren beiden Kindern in einem anderen Haus in der Stephanusstraße unterkommen, dessen Besitzer aber bekanntermaßen ein Nazi aus Braunschweig war. Nichts Gutes ahnend, versteckte sich die Familie stattdessen in einem nahe gelegenen Keller.

Die Versorgung mit Lebensmitteln wurde durch eine frühere Kundin von Meta Schartenberg organisiert: Dora Bauermeister aus der Göttinger Straße Nr. 57 (Linden-Süd). Meta Schartenberg hatte sie des Öfteren in ihrer Wohnung frisiert. Dora Bauermeister betrieb im selben Haus, in dem sie wohnte, einen Tabakwarenladen, ihr Ehemann Alfred war Bücherrevisor und Steuerberater ebd.

Die Lebensmittel für Meta Schartenberg und ihre Söhne wurden von der Straße aus in einem Beutel möglichst unauffällig in den Schacht des Kellerfensters abgeseilt. Das besorgte nicht selten die vierjährige Inge Hegert, die mit ihren Eltern ebenfalls in der Göttinger Straße Nr. 57 wohnte. Sie war instruiert worden, einige Augenblicke an dem Kellerschacht zu verweilen, während die Mutter ein paar Schritte voraus ging, und dann den Beutel mit den Lebensmitteln herunter zu lassen. Das Kleinkind, so das Kalkül der hilfreichen Frauen, würde sich nicht so schnell verdächtig machen.

Meta Schartenberg und ihre beiden Söhne Günther und Wolfgang haben das Ende der Nazizeit in ihrem Versteck durchgestanden. Im Jahre 1950 eröffnete die Mutter, nun verheiratete Rathe, einen Damen-Friseur-Salon in der Stephanusstraße Nr. 3. Im Adressbuch von 1960 ist sie als Friseurmeisterin unter der Adresse Stephanusstraße Nr. 7 verzeichnet.

Günther Schartenberg blieb in Hannover ansässig. Sein Bruder Wolfgang wanderte nach England aus und hat dort eine Familie gegründet. Später zog es ihn zusammen mit seiner Ehefrau weiter nach Australien. Dort ist Wolfgang Schartenberg im Alter von 72 Jahren verstorben. Die Urne wurde nach England zum Wohnort seiner Kinder überführt.
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Details2:Der Tabakwarenladen in der Göttinger Straße Nr. 57 auf einer Postkarte aus den 1950er Jahren. Das Geschäft war inzwischen an Georg Rosenstock übergegangen.
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Details3:Im hannoverschen Adressbuch von 1943 hatten Dora und Alfred Bauermeister aus beruflichen Gründen jeder einen eigenen Eintrag.
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