| Details2: | Interview mit dem Geschäftsführer von Doppelkorn Manfred Dust
Frage: Da verschwindet ein unmittelbarer Konkurrent. Wie schön für Sie.
Dust: Keine Frage: Unsere Umsätze in der Limmerstraße und auf den Märkten, wo auch das Lindener Backhaus vertreten war, sind in der Tat gestiegen. Aber schön finde ich deren Untergang dennoch nicht.
Frage: Wieso?
M. Dust: Das war ja auch eine Bereicherung. Ein Bio-Café direkt an einem Spielplatz, ein Café mit deutlich weniger Straßenlärm als an der Limmerstraße, ein Café mit starker Ausrichtung auf Konditorei – das ist doch an sich etwas Wertvolles. Außerdem finde ich es immer schade, wennTraditionsbetriebe untergehen.
Frage: Aber Sie übernehmen den Betrieb ja jetzt, da geht das doch alles nicht verloren?
M. Dust: Den Standort schon, aber mit dem Sortiment wird das nicht ganz einfach werden. Dazu brauche ich an sich einen der früheren Mitarbeiter – nachdem der bisherige Inhaber alle meine diesbezüglichen Vorschläge abgelehnt hat. Er hat wohl gänzlich keine Lust mehr.
Frage: Sie sprechen von Untergang. Hat es eine Insolvenz gegeben?
M. Dust: Ja.
Frage: Und warum?
M. Dust: Die genauen Umstände weiß ich natürlich nicht. Aber der Betrieb war am Ende hoffnungslos überschuldet und hat nirgendwo mehr Rohstoffe bekommen.
Frage: Ah, so ist also zu erklären, dass es keinerlei Ankündigung gab.
M. Dust: Genau.
Frage: Und warum ist es zu der Überschuldung und Insolvenz gekommen?
M. Dust: Das weiß ich natürlich auch nicht genau, aber ganz sicher hat es an ökonomischem Sachverstand gemangelt.
Frage: Dafür haben Sie ganz sicher Beispiele?
M. Dust: Ja. So hat man die Außenflächen sträflich vernachlässigt, ich habe zweimal grauenvollen Kaffee serviert bekommen und Konditorei-Produkte als Schwerpunkt sind extrem gefährlich.
Frage: Das müssen Sie erklären.
M. Dust: Wir machen mit der doppelten Anzahl an Bäckern etwa das Achtfache seines Umsatzes.
Torten – noch dazu in kleinen Stückzahlen – erfordern extremen Aufwand an Arbeitszeit. Dazu kommen erheblich höhere Rohstoffpreise für Bioware. Das korrekt gerechnet honoriert auch der überzeugteste Öko nicht. Erfolg in dem Bereich kann also leicht den Hals kosten. Einer unserer Großhändler hat mir vor Jahren erzählt, er kenne keinen einzigen Konditor, der Gewinn erwirtschafte – womit er wahrscheinlich recht hat.
Frage: Aber Sie werden den Betrieb demnächst neu eröffnen?
M. Dust: Ja, im Dezember soll das losgehen. Den Produktionsbetrieb an dieser Stelle setzen wir allerdings nicht fort. Wir werden nur das Café mit Backshop – im Wesentlichen mit unserem Sortiment – fortsetzen. In unserem Betrieb in Laatzen haben wir wesentlich modernere Anlagen und ausreichend Kapazitäten für noch einige weitere Filialen. Die Betriebsmittel hier sind nicht gerade neu. Daher suchen wir für den Bereich einen anderen Nutzer.
Frage: Sie wollen noch weiter expandieren?
M. Dust: Ja, noch ein bisschen. Ich will vor Allem nicht von einzelnen Kunden abhängig sein. Das nächste Objekt ist auch fast endgültig klar: Den Bittersüß auf der Ferdinand-Wallbrecht-Straße werden wir ebenfalls als Backshop mit Café fortsetzen – spätestens im Januar.
Frage: Der hat den Alnatura um die Ecke nicht überlebt?
M. Dust: So könnte man das sagen.
Frage: Raue Zeiten. Offenbar macht das schlechte Beispiel der Konventionellen mit ihrem Verdrängungswettbewerb auch bei den Ökos Schule.
M. Dust: So könnte man auch das sagen. Langfristig wird das niemandem Spaß machen.
Preisschlachten werden letztlich zu Lasten von Lieferanten, MitarbeiterInnen und Warenqualität geführt. Und langfristig werden sich immer mehr Betroffene ausklinken.
Frage: Herr Dust, danke für das interessante Gespräch. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg mit Ihren neuen Projekten, vor Allem natürlich mit dem ehemaligen Lindener Backhaus.
M. Dust: Ganz herzlichen Dank.
|
