| | Datum: | 25.09.03 | | Titel: | Neue Presse v. 25.09.2003: Die Skyline lädt zum Rätseln ein | | Link: | | | Details: | Fünfzig Stufen sind es bis zum Gipfel. Oben wartet eine Menschenschlange vor dem Eingang zur Volkssternwarte. Drum herum stehen am Geländer auf dem Wasserhochbehälter viele selbst ernannte Ferngucker und zeigen mit ausgestreckten Armen irgendwo ins Panorama. „Ist das nun der Deister oder der Benther Berg?“, fragt einer irritiert. „Das ist das Rathaus“, sagt ein anderer ganz wichtig. Überall zeigen sie hin, nur auf den etwas ollen kleinen Turm ganz nah im Westen zeigt keiner. Trotzdem werden viele, die sich beim 1. Tag der offenen Tür auf dem Lindener Berg müde gelaufen haben, am Nachmittag im Turmgarten landen und Kraft für den Heimweg tanken.
Aber noch sind sie unterwegs. Um mit Jonny Peter vom Verein Quartier auf dem Lindener Bergfriedhof herumzuschlendern und sich historische Geschichten anzuhören oder den ehemaligen Eiskeller mit Champignonzucht zu besichtigen. Um im Jazz-Club den Preisträgern des Nachwuchsförderpreises „Winning Jazz“ zuzuhören, zwei Stockwerke höher im Mittwoch-Theater während einer Kafka-Lesung ein Päuschen einzulegen oder im Küchengartenpavillon Günter Müllers Lindener Geschichten zu lauschen. Die Abenteurer unter den Bergsteigern wagen sich derweil ins Innenleben des Hochwasserbehälters und umkreisen ihn. „Ist das kalt hier“, sagt ein Abenteurer, der etwas enttäuscht ins Tageslicht zurückkehrt. 69 Stützen aus Beton zu umkreisen ist nicht wirklich aufregend.
Draußen ist es an diesem Sonnen-Sonntag eh schöner. Einen Abstecher in den Norden des Berges machen die Gartenliebhaber. Durch die Kleingartenkolonien hindurch kommen sie zum Botanischen Schulgarten, wo noch Astern, Malven und Ringelblumen blühen, der Mehltau schon die Kürbisriesen bedeckt, Kalebassen in vielen Formen von den Rankhilfen herunterbaumeln und in den Gewächshäusern schon Winterpflanzen gezogen werden.
In der Abendsonne wird auf dem Wasserbehälter immer noch diskutiert, welcher Turm wohl zu welchem Gebäude in der City gehört. Für Verliebte stellen sich solche profanen Fragen offensichtlich nicht. „Von hier aus sieht man die ganze Welt“, sagt eine Frau versonnen und drückt sich eng an ihren Liebsten. kat
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