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Datum:07.08.03
Titel:Neue Presse v. 07.08.2003: Der Fährmann ist alt geworden
Link:www.neuepresse.de
Details:Der Fährmann ist alt geworden

Wieso Chaostage, wir wollen doch nur zum Konzert“, wettert die junge Punkerin aus Ostfriesland, als sie in den Polizeibus verfrachtet wird. Kurz vor ihrem Ziel ist Schluss mit der Odyssee durch die Straßen von Linden. Für eine Gruppe von rund 20 jungen Punks endete das Fährmannsfest am vergangenen Sonnabend bevor es überhaupt begonnen hatte. Sachbeschädigung wird ihnen zur Last gelegt. Ein Autospiegel sei abgetreten worden, sagt einer der Beamten. Als der Polizeibus sich in Bewegung setzt, ertönen die ersten Akkorde der berühmten Punk-Hymne „Anarchy in the UK“ von der rund 200 Meter entfernten Bühne am Weddigenufer. 20 Jahre Fährmannsfest werden hier gefeiert - die Musik aber ist gleichgeblieben.

Zuckerwatte geht recht gut am Nachmittag. Eis besonders. Aber Hüpfburg, Schminkecke und Töpferzelt bleiben vom großen Ansturm verschont. Selbst den Kindern ist das Wetterhoch „Michaela“ zu kräftig. Wer will schon spielen bei 30 Grad Hitze? „Die sind alle im Schwimmbad“, vermutet einer der Anbieter auf der Wiese vor dem Faust-Gelände. Und er wirkt so, als sei er angesichts der Hitze nicht böse, dass er weiter unter seinem Sonnenschirm dösen kann. Selbst Kaffee und Kuchen - erstmals in größerem Umfang dabei, um das Fest auch für ältere Gäste attraktiv zu machen - bleiben liegen.

Auf der gegenüberliegenden Flussseite, da wo Ihme und Leine sich küssen, mühen sich die Codgers redlich, ihre Coversongs unter das spärlich versammelte Volk zu bringen. Nach der Sex-Pistols-Hymne folgt eine Zeitreise durch die Punkrockgeschichte. Doch Applaus gibt es dafür kaum. Auch die folgenden Musikgruppen haben einen undankbaren Job. Vor der fast gähnend leeren Wiese in sengender Hitze rockt es sich nicht gut. Nur einige wenige Zuhörer haben sich auf der Brücke und hinter der Gitterabsperrung eingefunden. „Rein gehe ich nicht, ist doch wie im Käfig“, sagt Daniel, 35-Jähriger Bauarbeiter und Lebenskünstler.

Die Diskussionen über die drei Euro Eintritt zum einstigen Umsonst-und-Draußen-Festival trennen die Zuhörer auch nach Jahren noch. Die Veranstaltung sei längst nicht mehr das, was sie mal hatte sein wollen, nämlich politisch, sagt auch Mathias, 36 Jahre alt und Layouter von Beruf. Tatsächlich ist vom einstigen Slogan „Rechtsabbiegen verboten“ nichts mehr zu sehen, und auch die spätere Mottoversion „Bunt statt braun“ ist nur noch auf den Einladungskarten, aber nicht mehr an der Bühne zu finden. „Nur noch Konsum“, sagt Mathias und winkt verächtlich ab.

Als es dunkel wird, konsumieren immerhin gut 2000 zahlende Gäste das Angebot. Die hannoversche Band „Three Cord Wonder“, bereits seit einem guten Jahrzehnt dabei, erinnert gealterte Rebellen an gute alte Zeiten. Einige können die Lieder mitsingen. Doch von der Bühne werden diese längst nicht mehr von markigen Sprüchen unterbrochen. Stattdessen wird das 3:0 von Hannover 96 gegen den HSV gefeiert. Unter den Platanen auf der Empore fließt das Bier am Abend in Strömen. Auch der Cocktailtresen findet reichlich Zuspruch, ebenso Pommes und Falafelrollen.

Richtig voll wird es an diesem Abend auf der Wiese als die letzte Musikgruppe ihren Auftritt hat. Die „Letzte Instanz“ kommt aus Dresden. Die Show samt Geigern und Pyrotechnik wird gefeiert. Den lautesten Jubel aber gibt es von den zahlreich angereisten Fans.

Volker Macke

Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung.
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