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Datum:05.04.04
Titel:Neue Presse v. 5.04.2004: Die Taschenlampe leuchtet für die Kanzlergattin
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Details:Ein Leben im Schatten – ein Theaterstück über Hannelore Kohl beeindruckt im Wohnraumatelier.
VON CAROLIN RUSCHKA
Ein Leben lang präsentierte sie die makellose Fassade – Hannelore Kohl, meist nur „die Kanzlergattin“ genannt. Ihr Selbstmord 2002 löste eine Flut von Spekulationen aus. Ihre letzten Stunden hat Sascha Schmidt, 34-jähriger Autor aus Hannover, in seinem ersten Bühnenstück skizziert: „Hannelore Kohl – Ein Leben im Schatten“ hatte am Wochenende Premiere im Wohnraumatelier.
Nur die Taschenlampe wirft ein dämmriges Licht, das die Figur am Schreibtisch auch noch abschirmt. Sie wolle kein Mitleid, wendet sie sich ans Publikum, auf ein Wunder warte sie schon lange nicht mehr. Ihre Lichtallergie, die die Ex-Kanzlergattin zum Leben im Dunkeln verurteilte, galt als unheilbar.
Noch einmal zieht ihr Leben an ihr vorüber – und Schauspielerin Anna Haack verkörpert das perfekt: Tiefe Melancholie, plötzliche Euphorie, pure Verzweiflung – alle Facetten eines kurz vorm Freitod stehenden Menschen weiß die 65-Jährige sensibel umzusetzen.
Hysterisch, fast wie im Wahn, strampelt sich die Kanzlerfrau auf dem Trimmrad den Frust von der Seele, verrät Intimes aus ihrem Leben. Alles habe sie mitgemacht, Antworten auswendig gelernt: „Darfs ein Plätzchen sein, eine Tasse Tee? Möchten Sie sich den Garten anschauen?“ Ein Wort fällt immer wieder: „Disziplin“. Hannelore Kohl hat es sich zur Tugend gemacht. Doch manchmal, da vergisst sie sich, tanzt ausgelassen Rock ’n’ Roll, greift heimlich zur Zigarette oder Flasche – und entschuldigt sich für diese Ausbrüche beschämt beim Publikum.
Wenn sie von ihrem Mann spricht, liegt Bewunderung in ihrer Stimme und manchmal auch Verachtung: Dann philosophiert sie über die Wartenden und die, die warten lassen. Wie ein Hund, der nur darauf wartet, gestreichelt zu werden, habe sie oftmals zu Hause gesessen.
Die Atmosphäre im Wohnraumatelier ist intim, für das Stück wie geschaffen. Da brennt die bedrückende Situation auf der Haut, viele Zuschauer sind offensichtlich angerührt. Doch die Figur plagen Zweifel: „Langweile ich Sie?“, fragt sie und lässt den Lichtstrahl der Taschenlampe über die Gesichter huschen. „Schauen Sie mich an.“ Langsam öffnet sie ihre Bluse, streichelt sich sanft über die Brüste. „Glaube, Liebe und Hoffnung“, sagt sie, wenn das Größte, die Liebe stirbt, dann bleibt das Hoffen. Eine Erkenntnis, die sie selbst sichtbar schmerzt.
„Der Klügere gibt nach“, so lauten ihre letzten Worte. Und ruhig tritt sie ins Licht. Die Belohnung, die kennt sie: „Die Abwesenheit von Schmerz.“
Langer, ergriffener Applaus.
n Infos und Karten: 05 11/4 58 31 55.

Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung

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