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Datum:02.02.16
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Flüchtlinge: „Stress gibt’s überall“ - Gespräch mit DRK-Sozialarbeiter Robert Langer

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Details:LinkTipp: Spezial: Flucht, Asyl, Einwanderung
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Es ist nicht immer Friede-Freude-Eierkuchen“, sagt Robert Langer auf die Frage nach der Stimmung bei den Flüchtlingen im Stadtteil. Der Diplom-Sozialarbeiter arbeitet seit April 2015 für das Deutsche Rote Kreuz (DRK), zunächst in der großen Unterkunft im ehemaligen Oststadtkrankenhaus. Insgesamt betreut das DRK in Hannover rund 3.300 Flüchtlinge.

Robert Langer ist seit geraumer Zeit in der Funktion „Leitung soziale Arbeit“ tätig und hat insbesondere die Verantwortung für die Notunterkünfte in Turnhallen. Im Bezirk Linden-Limmer sind das die Standorte Kastanienhof in der Harenberger Straße, die ehemalige Albert-Schweitzer-Schule in der Fröbelstraße sowie die IGS-Linden in der Badenstedter Straße. Hier sind insgesamt rund 135 alleinreisende, männliche Asylbewerber im Alter von 18 bis 56 Jahren untergebracht, viele von ihnen aus den Bürgerkriegsländern Syrien und Irak, aus Afghanistan, dem Sudan und aus Nordafrika oder dem Balkan. Alle Bewohner werden von der Stadt zugewiesen. „Auf die Zusammensetzung haben wir keinen Einfluss“, erklärt Langer. Bei Auffälligkeiten und Konflikten müsse sich das DRK an das städtische Amt für Wohnungswesen wenden.

Das DRK leistet seit dem Spätherbst ebenfalls die Betreuung für die Unterkunft auf dem Siloah-Gelände. „Wir stehen auch bereit für die Modulbauten in der Steigertahlstraße“, sagt Langer. Eine Bewerbung dafür habe das DRK abgegeben: „Das muss dann manchmal ganz schnell gehen.“ Inzwischen ist die Entscheidung der Stadt für die voraussichtlich ab 11. Februar belegten Holzcontainer allerdings für die Firma European Homecare gefallen, die in Linden bereits die Flüchtlingshäuser in der Deister- und in der Fössestraße betreibt.

Gibt es auch Stress - wie entwickelt sich die Stimmung?“, lautet die Frage. „Stress gibt’s überall“, antwortet Langer, „es ist nicht immer Friede-Freude-Eierkuchen.“ Die Bundesregierung habe den Zustrom unterschätzt. Die Leute kämen mit Vorstellungen nach Deutschland, die nicht immer erfüllt werden können. „Dann wird einem schnell langweilig und dann passieren auch Dummheiten. Aber gerade in Linden ist es relativ ruhig“.

Bekanntlich soll es in Linden genau so viel Unterstützer wie Flüchtlinge geben. „Ich bin nachwievor überwältigt von der Hilfsbereitschaft,“ berichtet Robert Langer: „Gerade in Linden-Limmer ist das bombastisch.“ Er nennt Hilfen von der Bevölkerung bis zu den Kirchen, auch die Deutschkurse über FAUST. Ein schönes Beispiel sei auch die Nachbarschaft zum Wohnprojekt in der angrenzenden ehemaligen Schule. Von Anbeginn an hätten die Bewohner wertvolle Unterstützung geleistet.

Selbstverständlich gäbe es Defizite, nicht alle Flüchtlinge seien Akademiker. Gerade in jüngster Zeit kämen vermehrt auch bildungsferne Schichten, die zahlenmäßig überwiegen. Hier gelte es, mit unterschiedlichen Angeboten Deutsch- und Integrationskurse zu organisieren. Unpünktlichkeit bei Terminen sei ein Problem, ob bei Kursen oder Ärzten. Das müsse intensiv trainiert werden. Die Handwerkskammer organisiere die Qualifizierung von Flüchtlingen, um sie in Ausbildung zu bringen.

Die Flüchtlinge seien überwiegend religiös und drei Viertel muslimisch, ein Viertel christlich, jesidisch, säkular oder andersgläubig. Flüchtlinge, die „Randale“ machen seien Einzelfälle. Einmal bedrängte eine Gruppe sehr Gläubiger andere Flüchtlinge wegen Vernachlässigung der Pflichten im Ramadan. Diese wurden dann in eine andere Unterkunft versetzt.

Überall gibt es natürlich auch Leute, die dagegen sind.“ sagt Langer, „Es gibt auch Stimmungs- und Meinungsmache. Wir versuchen dann, Gespräche zu führen und dem entgegen zu wirken.“ Auch nach den Ereignissen von Köln sei die Stimmung durchweg gut: „Ich habe ein sehr positives Gefühl!“ Das DRK habe den Flüchtlingen im Vorfeld Informationen über die Bräuche in der Silvesternacht gegeben. „Die Situation in Köln hat mich schon überrascht,“ so Robert Langer, „ich finde es schade, dass gerade diese Diskussion jetzt auf dem Rücken der Flüchtlinge ausgetragen wird“. Man könne nicht allen Flüchtlingen die Schuld daran geben.

(wobe/öl)

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Details2:Sozialarbeiter Robert Langer vor der Flüchtlingsunterkunf Fröbelstraße in Linden-Nord - das Gespräch mit ihm führten Klaus Öllerer und Wolfgang Becker am 27. Januar 2016
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