Details: | stAdtGespräch Von Conrad Von Meding
Und wieder hat es die Falschen getroffen. Im guten Gefühl, für eine richtige Sache zu streiten, haben Unbekannte die Fassade eines Schuhladens an der Limmerstraße besprüht. „Niemand braucht Eure lächerlichen Schuhe“, steht dort jetzt zu lesen. Warum? Wohl deshalb, weil der Laden neu ist, und weil er schick aussieht. Neu, schick – das ist einigen in Linden zuwider. Und provoziert geschmierte Sprüche. Es ist die Angst vor der gefühlten Gentrifizierung, vor dem Wandel im Stadtteil, mit dem solcher Unfug gerechtfertigt wird. Dumm nur, dass die Akteure zum wiederholten Mal daneben lagen. So wie bei dem ehemaligen Fahrradladen an der Limmerstraße, der 2011 besetzt wurde, weil angeblich ein fieser Investor das dortige Haus abreißen und neu bauen wollte. Doch der Mann war ein Iraner, der seit 35 Jahren in Linden lebt – der Protest traf den Falschen. Oder wie bei dem Eisgeschäft, das die Lindenerin Tanja Metz 2012 in der Stephanusstraße eröffnete. Selbsternannte „Schmuddellindener“ hatten ihr die Scheibe eingeworfen, weil ihnen das frisch sanierte Haus zu schick schien. Doch in dem Eiscafé wirtschaftet keine anonyme Schickeria, dort wird Bioeis aus Frischmilch verkauft – keine schlechte Sache, möchte man meinen. Auch der Schuhladen, den jetzt die Farbschmiererei traf, ist keine Filiale irgendeines internationalen Konzerns: Zwei Freunde ungewöhnlicher Turnschuhe haben sich damit einen Geschäftstraum erfüllt (Seite 2). Traurig, wenn denen, die den Stadtteil bereichern wollen, das Leben schwer gemacht wird, nur weil Ewiggestrige Angst vor Veränderungen haben.
Siehe auch Schuhladenbesitzer nimmt Farbattacke gelassen 02.07.2015
Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung.
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