| | Datum: | 03.01.17 | | Titel: | Alexandras Kolumne: 2016 und 2017 | | Link: | | | Details: | Da ist es nun, das Jahr 2017. In den letzten Wochen habe ich fast stündlich den Ruf nach einem schnellen Ende des Jahres 2016 gehört, welches ja angeblich so schrecklich war wie kaum ein anderes. Aber warum denn das? Weil einige, zugegebenermaßen sehr imposante Prominente gestorben sind? Weil die Flüchtlinge kamen? Weil Trump den Wahlsieg errang? Warum war das Jahr in so vielen Augen so entsetzlich?
Trauern um die Helden der Jugend
Natürlich ist der Verlust David Bowies, Alans Rickmans oder Götz Georges sehr traurig. Wir alle haben seit 1984 „Last Christmas“ gehört oder hören müssen bis uns die Ohren bluteten; eine Unzahl von uns träumte davon im „Purple Rain“ zu baden. Nun haben sich innerhalb eines Jahres sehr viele unserer Helden für immer von der Bühne des Lebens verabschiedet. Wir sind erschüttert und traurig, doch mal ehrlich … wem von euch stand einer dieser Prominenten wirklich nahe? Kannte jemand von euch einen von ihnen? Ich vermute mal, dass das eine Ausnahme wäre. Diese Menschen, und nichts anderes waren sie, diese Menschen also haben zum Teil unsere Jugend geprägt, indem sie Musik erschufen oder Charaktere auf der Leinwand spielten die uns beeinflussten. Es starben Menschen, die wichtige Dinge für unser Land taten und es starben Ikonen, die zwar kaum Talent, dafür aber atemberaubende Schönheit besaßen. All diese Menschen standen mit ihren Besonderheiten in der Öffentlichkeit. Doch den wahren Menschen hinter dem Mediengesicht kannten sicher nur wenige.
Sind die berühmten Helden denn die einzigen Helden?
Und wer von euch kannte einen der Flüchtlinge, die im Mittelmeer ertranken? Wer von euch kannte einen der Menschen, die in Syrien den Bomben zum Opfer fielen? Wie viele von euch trauern um jene Helden, die unschuldig in den Kriegsgebieten festsaßen und doch oft vielen anderen durch beispiellose Aktionen das Leben retteten? Ja, man denkt schon ab und zu an die schrecklichen Zustände, die aber weit genug entfernt sind um uns wirklich ins Herz zu treffen. Es werden Tränen vergossen wegen eines Musikers, der das Glück hatte seinen Traum zum Beruf zu machen und bis zu seinem Tode zumindest in Sicherheit und Wohlstand leben durfte. Doch so viel mehr Menschen starben, die Sicherheit und Wohlstand in dieser Form gar nicht kennen.
Aber dennoch werden jene, die dem Tod entgingen und es schafften dem Krieg und der politischen Verfolgung zu entkommen, hier ausgegrenzt und teilweise beschimpft. Diese Leute kamen nicht zu uns um von unserem Sozialsystem zu profitieren. Nein, sie kamen weil sie sich hier in Sicherheit wähnten. Sie ließen alles zurück: ihre Häuser, ihre Möbel, ihre Kleidung, viele Freunde und zum Teil sogar Familienangehörige, um leben zu dürfen. Ich wünschte, dass jeder Mensch in Deutschland ein wenig mehr christliche Nächstenliebe aufbringen würde können und sein Herz ein wenig für diese Menschen öffnen.
Und dann noch Trumps Triumph...
Trumps Wahlsieg ist ebenso hausgemacht wie der Anstieg der Rechtsdenkenden in Deutschland. Der Sieg Hillary Clintons hätte mindestens ebenso viele Menschen in Rage versetzt; es gab doch nur die Wahl zwischen Pest und Cholera. Und je mehr Menschen ihren Hass und ihre Wut laut herausschreien ohne auch nur das geringste Bisschen an Selbstreflektion zu üben, desto mehr Hass und Wut wird entstehen. Der Mensch ist ein Herdentier und ahmt den Ruf des lautesten und aggressivsten Alphatieres nach, bis die gesamte Herde vor dem Abgrund steht und die Erkenntnis kommt, dass es nun nur noch da hinunter geht. Von hinten drängen nämlich noch mehr heran und der Absturz wird unvermeidlich. Ich will nicht mit dieser Herde laufen und ich will mir meine eigenen Gedanken zum Geschehen machen. Ich will das Schöne und das Positive in unserer Welt nicht aus den Augen verlieren und ich will dankbar sein, dass es mir gut geht und ich das zum Leben habe was ich brauche … und sogar noch ein bisschen mehr.
Alexandra Herrmann
Linden-Süd
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