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Datum:17.09.03
Titel:Kein Anstieg in der Auftrittsrate extremer Hochwasser
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Details1:Informationsdienst Wissenschaft - idw - - Pressemitteilung
Universitaet Leipzig, 17.09.2003

Kein Anstieg in der Auftrittsrate extremer Hochwasser

Das Hochwasser der Elbe im August 2002 gab Anlass zu der Spekulation,
dass der anthropogene Treibhauseffekt zu einem Anstieg der Auftrittsrate
derartiger Extremereignisse im Klimasystem fuehre. Anhand historischer
Aufzeichnungen und Abflussdaten wurden jetzt am Leipziger Institut fuer
Meteorologie Hochwasserchronologien fuer die Fluesse Elbe und Oder
erstellt, die lueckenlos zurueck bis ins 11. Jahrhundert reichen. Wie
die Forscher um den Klimatologen Dr. Manfred Mudelsee in der aktuellen
Ausgabe des Magazins "Nature" nachweisen, gab es fuer beide Fluesse
innerhalb der letzten 80 bis 150 Jahre keinen signifikanten Anstieg der
Hochwasserauftrittsrate.


Grundlage fuer die Hochwasserchronologien sind die Weikinn'schen
"Quellentexte zur Witterungsgeschichte Europas", die von 1850 an viele
Jahrhunderte zurueck reichen, die historische Klimadatenbank CLIMDAT
(Zeitraum 1500 bis 1799) sowie Pegel- und Abflussmessungen (ab 1850).
Insgesamt wurden fuer beide Fluesse zusammen 615 Hochwasserereignisse
dokumentiert, die in drei Staerkeklassen eingeteilt wurden. Zudem wurde
nach Winter- und Sommerhochwassern differenziert.
Die statistische Analyse der Daten konzentrierte sich auf extreme
Ereignisse ab dem Jahr 1500. Dabei wurde festgestellt, dass es in der
Vergangenheit durchaus signifikante Aenderungen in der
Hochwasserauftrittsrate gab, etwa eine Abnahme von Winterhochwassern der
Elbe um das Jahr 1700.
Fuer die letzten Dekaden (seit 1850 im Falle der Elbe, seit 1920 im
Falle der Oder) fand man heraus, dass bei beiden Fluessen
Winterhochwasser immer seltener auftreten und kein Trend bei
Sommerhochwassern zu verzeichnen ist - ungeachtet der
Jahrhunderthochwasser im Juli 1997 (Oder) und August 2002 (Elbe). Diese
Ergebnisse wurden untermauert durch statistische Tests, die die
Robustheit der Trends gegenueber Messfehlern bewiesen.
Darueber hinaus konnten Simulationsuntersuchungen zeigen, dass der
Einfluss von Reservoirbau auf die Auftrittsraten extremer Hochwasser
vernachlaessigbar ist. Auch andere Flussbaumassnahmen, wie zum Beispiel
Laufverkuerzungen, hatten hoechstens minimalen Einfluss. Selbiges ist
ueber Entwaldung oder andere Landnutzungsaenderungen zu sagen.
Als Ursache fuer die geringere Auftrittsrate extremer Winterhochwasser
wird die Abnahme der Flussvereisungen angenommen. Wie die Weikinn'schen
Quellen oft sehr plastisch veranschaulichen, kann eine im Fruehjahr
unter Tauwetter brechende Eisdecke zu Wasserstauungen fuehren, welche
den Wasserstand betraechtlich erhoehen koennen. Ein Beispiel dafuer ist
das Hochwasser der Elbe im Februar/Maerz 1784. Die letzten Eishochwasser
der Elbe und der Oder waren im Jahr 1947. Das Ausbleiben von
hochwasserausloesenden Flussvereisungen selber mag an Temperaturzunahme
oder der Verschmutzung der Fluesse liegen.
Es wird betont, dass diese Befunde zwar nachweisen, dass die
Auswirkungen globaler Klimaaenderungen auf die regionale Hydrologie
vielfaeltig und kompliziert sein koennen, jedoch trotzdem nicht darauf
schliessen lassen, dass die Abwaertstrends (Winterhochwasser) bzw.
abwesenden Trends (Sommerhochwasser) auch in Zukunft weiter bestehen
werden. Fuer derartige Prognosen sind detaillierte regionale
Klimamodelle notwendig, welche durch ein globales Klimamodell
angetrieben werden und mit einem hydrologischen Modell gekoppelt sind.
Die weit zurueckreichenden lueckenlosen und raeumlich wie zeitlich
aufgeloesten Hochwasserchronologien der Elbe und der Oder koennen jedoch
fuer die Tests derartiger Modelle sehr hilfreich sein.

weitere Informationen:
Dr. Manfred Mudelsee
Telefon: 0341 - 97 3 28 66 und 0345 - 53 23 8 60
E-Mail: mudelsee@ uni-leipzig.de



Zu dieser Mitteilung existieren Bilder im WWW. Siehe
* http://idw-online.de/public/zeige_bild?imgid=8083
Hochwasser 2002: Doebeln waehrend des Hochwassers am 13. August 2002
(Foto: Leipziger Volkszeitung / Wolfgang Sens)

Weitere Informationen finden Sie unter:
http://www.uni-leipzig.de/~meteo/MUDELSEE/publ/pdf/flood.pdf.


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Art: ueberregional, Publikationen, Forschungsergebnisse
Sachgebiete: Geowissenschaften

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