Meldungen zur Irak-Diskussion
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Datum:14.01.04
Titel:Spiegel 03/04: Kaum eine Fernsehnation wurde kritischer...; Medien-Tenor: Wenn Klischees die Wahrnehmung trüben
Link:www.medien-tenor.de/asp/nticker/JTCustomView.asp?KEY=279
Details:FERNSEHEN
Kritische Deutsche
Kaum eine Fernsehnation wurde kritischer über den Irak-Krieg informiert als die deutsche. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des Bonner Forschungsinstituts Medien Tenor. Die Untersuchung wertete die Berichterstattung von 13 TV-Sendern während der ersten vier Kriegswochen aus - darunter amerikanische, britische, arabische und südafrikanische. Während die britische BBC ihre Zuschauer demnach am ausgewogensten unterrichtete, waren die deutschen TV-Stationen mitunter sogar kritischer als der arabische Sender al-Dschasira -dennoch aber differenzierter als dieser. Das Ergebnis für die drei untersuchten US-Sender war wenig überraschend: Deren „patriotische Berichterstattung" habe bei der Untersuchung für bis zu zehnmal mehr positive als kritische Beiträge gesorgt, so der Medienwissenschaftler Christian Kolmer. Das Ergebnis der Studie präsentierte Medien-Tenor-Chef Roland Schatz Ende vergangener Woche vor ausgesuchtem Publikum: am Institute for Contemporary German Studies der renommierten Johns Hop-kins Universität in der US-Hauptstadt Washington D.C.

Medien Tenor - Newsticker 09. Januar 2004


Wenn Klischees die Wahrnehmung trüben
Darstellung der USA, des Irak und Deutschlands in deutschen und US-amerikanischen Meinungsführermedien
Washington. Die Darstellung der Ereignisse im Irak ist im deutschen Fernsehen im Dezember auf einem Tiefpunkt angekommen. Dies präsentiert Roland Schatz, Leiter des internationalen Media Tenor auf einer transatlantischen Konferenz in Washington. "Solange die deutschen TV-Journalisten nicht wieder zu ihrer eigentlichen Aufgabe, der unparteiischen Auswahl und Darstellung von Nachrichten zurückfinden, wird sich die aufgeputschte Stimmung nicht beruhigen", so Schatz.
ARD und ZDF haben den Deutschen die Lage im Irak unter Saddam Hussein wesentlich besser vermittelt als seit Beendigung der Diktatur. Das Verhältnis zwischen Amerika und den Vereinigten Staaten ist nach wie vor erschüttert. Waren die Deutschen bis zur Bundestagswahl 2002 geachtet, so hat der Umstand, dass Schröder und Fischer das deutsche Haus bei der UNO zur Zentralstelle für die Organisation des Widerstandes gegen die Politik von George W. Bush und Colin Powell gemacht haben, einen tiefen Graben gerissen. Insbesondere die deutschen TV-Sender haben dabei weniger als Berichterstatter gearbeitet, sondern als Teil 'ihrer' Regierung gewirkt. Die Konsequenzen zeigt die nun vorliegende aktuelle MEDIEN TENOR-Analyse.

Die Vermittlung der vier Player (Gerhard Schröder, George W. Bush, Tony Blair, S. Hussein) auf der politischen Weltbühne in den deutschen TV-Nachrichten hat maßgeblich dazu beigetragen, dass auf deutscher Seite kein Verständnis über die Entscheidungsgrundlage in Amerika und England entstehen konnte. Da in den relevanten Wochen vor dem zweiten Irak-Krieg von ARD über PRO 7, RTL, SAT 1 bis zum ZDF in der Nachrichtenberichterstattung kaum noch Unterschiede zwischen Demokratie und Diktatur gemacht wurden, waren große Teile der deutschen Öffentlichkeit nur in Sorge gegenüber Amerika. Diese Beurteilungsbarriere, die bisher nur spekulativ war, konnte nun mit den Daten der kontinuierlichen Medieninhaltsanalyse sichtbar gemacht werden.
Klischees und Unwissen über die Deutschen sind aber auch in den USA weit verbreitet. So werden die Amerikaner in ihren Abendnachrichten faktisch nicht über deutsche Spitzenpolitiker informiert. Vermittelten die deutschen Medien, dass ganz Amerika über Schröder erzürnt sei, zeigt die MEDIEN TENOR-Analyse, dass Schröder in den US-Medien noch nicht einmal für newsworthy erachtet wurde. Das ist die Höchststrafe. Entsprechend können ihn unter den US-Opinion-Leaders gerade zwei Prozent als deutsche Persönlichkeit nennen. In der breiten Bevölkerung wird dieser ohnehin bereits marginale Wert noch unterschritten und tendiert gegen null!
Selbst die Wirtschaftsredaktionen scheinen bei Art und Auswahl der Berichterstattung über US-Unternehmen von dieser 'political corectness' erfasst zu sein. Warnen amerikanische Medien in ihren Meldungen zur Zeit nur vor einer Region - Südamerika - herrscht bei den deutschen Meinungsführermedien in der Wirtschaftsberichterstattung Weltuntergangsstimmung. Wer die deutschen Zeitungen aufschlägt oder bei ARD und ZDF Nachrichten zur Lage der Weltwirtschaft erfahren will, erhält folgendes Bild. Abgesehen von Südostasien und Australien stellen die deutschen Journalisten die Situation eher als trostlos da. Doch wie erklären sie ihrem Publikum das US-Wirtschaftswachstum?

Auszüge aus der Präsentation finden Sie unter:

http://www.medien-tenor.de/aktuelles/AICGS04.PDF

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