Meldungen zur Irak-Diskussion
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Datum:13.12.03
Titel:Kulturzeit 3Sat v. 13.12.2003, Panorama v. 11.12.2003: Terrorspenden Deutsche Friedensaktivisten unterstützen Attentäter im Irak
Link:www.3sat.de/kulturzeit/themen/60578/index.html
Details:Terrorspenden Deutsche Friedensaktivisten unterstützen Attentäter im Irak

Obwohl der Krieg offiziell beendet ist, kommt der Irak nicht zur Ruhe. Beinahe täglich werden bei Anschlägen Menschen getötet. Die Opfer sind vor allem US-Soldaten, aber auch irakische Zivilisten, Mitarbeiter von Hilfsorganisationen und andere Ausländer. Ausgerechnet bei der deutschen Friedensbewegung findet der neue Terror Unterstützung.

In mehreren deutschen Städten haben deutsche und europäische Kriegsgegner eine Kampagne unter dem Titel "10 Euro für das irakische Volk im Widerstand" gestartet. Und die Friedensaktivisten finden damit Anklang in der Bevölkerung. So zum Beispiel in Heidelberg: "Wenn jemand in mein Land kommen und tun würde, was er will, dann würde ich mich auch wehren", meint ein Passant.

Joachim Guilliard von der Heidelberger Friedensgruppe hält bewaffneten Widerstand gegen die Besatzer für "selbstverständlich legitim". Für ihn hat das "mit Terrorismus im engeren Sinn nichts zu tun". Offen fordert er die Unterstützung der Widerstandskämpfer im Irak.

Das gesammelte Geld wollen die Aktivisten der Irakischen Patriotischen Allianz (IPA) zur Verfügung stellen, die Attentate gegen die Amerikaner im Irak durchführt. Dass sie dabei mit Anhängern des ehemaligen Saddam-Regimes zusammenarbeitet, nehmen die Friedensaktivisten in Kauf. Jeder Widerstand gegen die Besatzer ist ihnen Recht. Dafür haben nicht einmal die Linken im Irak Verständnis und auch innerhalb der deutschen Friedensbewegung wird allmählich Kritik laut.

12.12.2003
Kulturzeit


im Wortlaut:
PANORAMA Nr. 635 vom 11.12.2003

Spenden für den Terror
- Deutsche unterstützen Attentäter im Irak



Anmoderation
Anja Reschke:

Willkommen zu PANORAMA aus Hamburg.
Menschen, die sich in der Friedensbewegung engagieren, wollen Terror, Leid und Tod verhindern – meint man. Aber im Kampf für die vermeintlich gute Sache setzt manch Pazifist auf die falschen Mittel. Es ist das eine, gegen den Irak-Krieg zu demonstrieren, aber es ist etwas ganz anderes, aktiv Widerstandskämpfer und damit auch Getreue Saddam Husseins zu unterstützen, die im Nachkriegs-Irak in erster Linie Terror verbreiten, und das dann noch als Engagement für den Frieden zu verkaufen.
Ivo Bozic, John Goetz und Volker Steinhoff über deutsche Pazifisten, die äußerst kriegerische Ansichten haben.



Kommentar:
Jeden Tag neue Anschläge im Irak. Neues Leid, neue Verletzte, neue Tote.

Weihnachtsstimmung in Heidelberg. Vom Leid im Irak ist hier wenig zu spüren. Die örtliche Friedensgruppe hat sogar Verständnis für die Anschläge.

0-Ton
Frau:
„Ich denke schon, dass es ein Recht auf bewaffneten Widerstand gibt, wenn es anders nicht geht.“

Interviewer:
„Was meinen Sie mit den Anschlägen gegen US-Soldaten?“

Mann:
„Mitleid hab‘ ich keines empfunden.“

Kommentar:
Die Friedensaktivisten nennen verschiedene Argumente, doch am Ende bleibt es dabei: „berechtigter Widerstand“. Viele Passanten in Heidelberg sehen das ähnlich.

0-Töne
Passanten:
„Wenn jemand in mein Land reinkommen würde und würde dort, sag‘ ich mal, das Heft an sich nehmen und tun und lassen, was er will, dann würde ich mich wohl auch wehren.“

„Selbstverständlich hat die irakische Bevölkerung ein Recht, und sie darf Widerstand leisten, denn die US-Amerikaner sollen rausgehen aus dem Irak.“



Kommentar:
Keine Einzelmeinungen. In einer repräsentativen PANORAMA-Umfrage zu den Angriffen auf US-Soldaten antworteten 56 Prozent der Befragten, dies seien für sie „terroristische Angriffe“. Doch immerhin 26 Prozent halten diese Anschläge für „berechtigten Widerstand“.

Die Opfer dieses „berechtigten Widerstands“: zumeist Amerikaner.

Bundeskongress der Friedensgruppen am vergangenen Wochenende in Kassel. Einer der führenden Köpfe der Bewegung: Joachim Guilliard aus Heidelberg. Der Friedensaktivist bekennt sich zum bewaffneten Kampf im Irak.

0-Ton
Joachim Guilliard:
(Antikriegsforum Heidelberg)
„Widerstand, auch militärische Aktionen gegen die Besatzer, ist selbstverständlich legitim. Das hat mit Terrorismus im engeren Sinne nichts zu tun.“

Kommentar:
Zu Hause fordert Guilliard ganz offen die Unterstützung der Untergrundkämpfer aufgrund dieses angeblichen „Rechts auf Widerstand“.

0-Ton
Joachim Guilliard:
„Ich denke, die Friedensbewegung sollte genau für dieses Recht der Iraker eintreten, und was die Iraker tun können, was ich auch für vernünftig halte, ist, den Besatzungstruppen entsprechende Verluste zuzuführen.“

Kommentar:
Tote Amerikaner, jubelnde Iraker. Opfer der „Widerstandskämpfer“.

Für solchen Widerstand haben deutsche Kriegsgegner in mehreren Städten jetzt sogar eine Spendenkampagne gestartet: „Zehn Euro für das irakische Volk im Widerstand“. Gestern etwa sammelten sie in Duisburg.

0-Ton
Kriegsgegner:
„Wir machen grad‘ eine Kampagne, zehn Euro für das irakische Volk im Widerstand.“

Kommentar:
Die Kampagne hat offenbar Erfolg. Auch die konspirative Geldübergabe ist schon geplant.

0-Ton
Thomas Zmrzly:
(Kriegsgegner)
„Ja, das könnte sehr gefährlich sein. Wir sammeln das Geld, um das irakische Volk im Widerstand zu unterstützen in seinem legitimen Kampf gegen die Besatzung. Wir möchten im kommenden Jahr eine Delegation in den Irak schicken, wissen aber auch um die Gefährlichkeit einer solchen Delegation.“

Interviewer:
„Wohin geht das Geld, was die Studenten spenden?“




Henning von Stoltzenberg:
(Kriegsgegner)
„Der Ansprechpartner im Irak ist die Irakisch-Patriotische Allianz, ein Zusammenschluss aus allen politischen Spektren der irakischen Gesellschaft.“

Kommentar:
Was diese Patriotische Allianz so macht, zeigt sie vor laufender Kamera: Terroranschläge. Ehrfürchtig betrachten die Duisburger solche Aufnahmen, an diese Organisation wollen sie schließlich spenden.

Bei dieser Irakischen Patriotischen Allianz ist man an der richtigen Adresse, wenn es um das Töten von Amerikanern geht. Stolz brüsten sich die Kämpfer mit ihren Anschlägen.

0-Ton
Vermummter: (Übersetzung)
„Vor gut einem Monat haben wir sieben Militärfahrzeuge gesprengt. Wie viele Tote weiß ich nicht, aber lebend rausgekommen ist jedenfalls keiner.“

Kommentar:
Ganz unvermummt treten leitende Funktionäre dieser Patriotischen Allianz in Deutschland auf. Zusammen mit Saddam Hussein gründeten sie vor Jahrzehnten die Baath-Partei. Zwischendurch fielen sie beim Diktator in Ungnade, doch in den letzten Jahren haben sie wieder mit dem Folterregime kooperiert. Und jetzt organisieren sie Anschläge.

0-Ton
Awni al-Kalemji: (Übersetzung)
(Irak. Patriotische Allianz)
„Wenn man die Besatzer schlagen will, gibt es nur einen Weg: einen Guerilla-Krieg, bewaffneten Kampf. Die Leute, die mit der Besatzung kooperieren, etwa Polizisten, alle diese Leute sind Ziele für uns.“

Kommentar:
Die Kooperation der Patriotischen Allianz mit Saddam Husseins Baath-Partei hat den Krieg offenbar überlebt.

0-Ton
Awni al-Kalemji: (Übersetzung)
„Ob Schiiten, Kurden, Fedayin oder auch die Baath-Partei – wir arbeiten mit allen zusammen, die unsere Ziele teilen, Hand in Hand.“

Kommentar:
Von den Euros der deutschen Friedensaktivisten profitieren also auch die Anhänger von Saddam Husseins Baath-Partei – mit Wissen der Deutschen.

0-Ton
Joachim Guilliard:
(Antikriegsforum Heidelberg)
„Ich denke, wenn man den Widerstand unterstützt, würde ich natürlich niemand vorschreiben, mit wem er dann zusammenarbeitet. Also, ich würde es auch unterstützen, wenn die Patriotische Allianz mit Baathisten zusammenarbeitet.“




Kommentar:
Deutsche Linke arbeiten mit Saddam-Partnern zusammen? Dafür haben selbst die Linken aus dem Irak nicht das geringste Verständnis.

0-Ton
Rashid Ghwielib:
(Kommunistische Partei Irak)
„Wir sind für die schnelle Bindung der amerikanischen Besatzung unserer Heimat, und mit uns die absolute Mehrheit des politischen Felds im Irak. Aber gegen die Besatzung zu sein, das heißt nicht, diese verbrecherischen Attentate, den sogenannten Widerstand im Irak, auszuüben.“

Kommentar:
Doch solche Kritik findet bei manchen Friedensgruppen kein Gehör. Für sie ist Saddam neuerdings salonfähig.

0-Ton
Friedensaktivist:
„Ich unterstütze den irakischen Widerstand, wenn er jetzt zur Zeit auch von Leuten getragen wird, die Saddam Hussein mal unterstützt haben oder so was, dann habe ich da nichts gegen.“

0-Ton
Friedensaktivist:
„Ich halte jeden Widerstand gegen Besatzungsmächte für legitim und natürlich auch bewaffneten Widerstand, das ist völlig klar. Die irakische Bevölkerung hat natürlich das Recht, diesen Widerstand mit allen Mitteln zu bekämpfen.“

Interviewer:
„Die Friedensbewegung steht ja für Pazifismus normalerweise. Hierbei werden Menschen getötet, ist da nicht ein Widerspruch?“

Claus Schreer:
„Ja, also, meine Auffassung von Pazifismus ist da bissel anders.“

Kommentar:
Dieser sogenannte „Widerstand“ trifft auch Iraker – angebliche Kollaborateure oder einfach nur Passanten. Und das soll legitimer Widerstand sein? Inzwischen regt sich in der Friedensbewegung Protest gegen die Unterstützung von Saddams Terroristen – auch aus persönlicher Erfahrung.

0-Ton
Angelika Claussen:
(Ärzte gegen Atomkrieg)
„Ich habe im Irak mit vielen Leuten über Saddam und die Vergangenheit gesprochen. Alle Menschen, die ich getroffen habe, sind nur froh, dass Saddam endlich weg ist. Also kann es auch keine Aufgabe der Friedensbewegung sein, irgendwelche Leute von Saddam, oder die mit diesen Leuten von Saddam zusammenarbeiten, zu unterstützen.“



Bericht: Ivo Bozic, John Goetz, Volker Steinhoff
Schnitt: Bettina Bosse, Anthony Thompson


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